Kind und Erbe Gottes, Gal. 3, 26-28 - kloster-hachborn.de

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1. Weihnachtsfeiertag mit Kinder- und Erwachsenentaufe  Galater 3, 26-28 und Galater 4, 4-7

Liebe Gemeinde, liebe Tauffamilien,

„Also entweder der Sohn wird jetzt gewaschen oder es gibt in diesem Jahr ein Mädchen", sage ich. Irgendwie haben sich in diesem Jahr zwei fast völlig identische Puppen gefunden für das Spiel an der Krippe. Völlig identisch - bis auf den kleinen Unterschied und eben dieses, dass das Mädchen ganz rein ist, der Junge aber klebrig und verdreckt. Kein Wunder, er wurde nach dem letzten Weihnachtfest vergessen. Er hat dann ein Jahr in der Krippe gelegen, auf dem Dachboden der Kirche, und da ist er eben etwas verklebt und verdreckt.
„Der muss noch getauft werden" – ruft ein Kind dazwischen als wir die Puppen bei der Krippenspielprobe begutachten.
„Ja", sage ich, „so ist es wohl, mit der Taufe wirst du wieder astrein. Nicht nur äußerlich, sondern auch an der Seele rein. Sie ist ein Symbol, dass all das schleimig - verklebte in deinem Leben wieder abgewaschen werden kann."
Ein Mädchen will die Puppe in die Hand nehmen und legt sie gleich wieder hin.
„Igitt, den fass ich nicht an, der ist ja eklig. Da hat `ne Taube drauf gekackt."
„Hicke, hacke, Taubenkacke", zeigt einer auf die Puppe.
„Da spinnst wohl", sagt ein anderer, „das ist das Jesuskind".
„Taubenkacke hin oder her, wenn er gewaschen werden soll muss ihn wohl ja mal jemand anfassen. Wer wäscht ihn?"
Keiner meldet sich.
„Sollen wir ihn noch dreißig Jahre liegen lasse. So alt etwa war Jesus schließlich, als er von Johannes getauft wurde."
„Aber Jesus war bestimmt nicht so verklebt wie diese Puppe", ruft ein Junge dazwischen.
„Richtig" sage ich, „Johannes sagt sogar zu Jesus: Du musst gar nicht getauft werden, du bist doch schon ganz rein, sauber an Leib und Seele."
Damit haben wir schon etwas Wichtiges verstanden von der Taufe: Es muss nicht jeder getauft werden. Wer sauber ist, den brauchst du nicht zu waschen.  
Aber Jesus sagt dann etwas, das auch die Sauberen einlädt, und ich stelle mit vor, dass er dazu auch noch etwas macht, oder vielleicht macht er auch erst etwas und sagt das dann.
Da steht nämlich im Jordan einer neben ihm, so ein ganz verdreckter und verklebter, dem läuft es aus der Nase und auf der Haut hat er lauter Pickel und im Mund ein bisschen Schleim.
„Igitt" - sagen alle anderen, bleiben mindestens 2 Meter von ihm weg und behaupten fest, der hätte bestimmt auch eine ganz schwarze Seele."  
Und was macht Jesus: Der geht zu dem hin, gibt ihm die Hand, legt den Arm um ihn und geht mit ihm zu Johannes dem Täufer und spricht: „Johannes, ich habe ihn berührt. Ich bin jetzt genauso wie der." Dann geht Jesus mit ihm in das Wasser, sozusagen als Pate und Beistand, und Johannes tauft erst den Verdreckten und Verklebten, der da ein Jahr lang ziemlich allein auf irgendeinem Dachboden oder sonst wo gelegen hat. Er taucht ihn dreimal richtig tief im Wasser unter. Die Schüler des Johannes schrubben an ihm bis sie ihn richtig sauber haben. Wie neugeboren, so kommt er aus dem Wasser.
„Und jetzt bitte auch ich" – sagt Jesus und Johannes taucht auch ihn dreimal tief unter. Als er herauskommt aus dem Wasser, da – wer ganz leise  ist hört diese Stimme vom Himmel - da sagt es jemand: „Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen."

Später fragen sie ihn: „Warum hast du das gemacht?" Er sagt: „Wir gehören doch zusammen, zur großen Gemeinschaft der Menschen. Gott hat alle Menschen lieb. Deswegen ist die Taufe nicht nur etwas für schwarze Seelen, sondern auch für die, die schon astrein sind und natürlich erst recht auch für all die vielen dazwischen. Die, die so im Grunde ganz in Ordnung sind aber doch dem einen oder anderen Flecken haben. Jeder Mensch, ob gerade frisch geboren oder schon ein paar Jahre oder Jahrzehnte alt, bekennt mit der Taufe: Ich gehöre hier dazu, zu der Gemeinschaft der Menschen aus allen Völkern, die glauben, hoffen und lieben."
„Und außerdem", und das sagt Jesus jetzt mit einem Augenzwinkern , „ich weiß was es heißt, ein Jahr lang ziemlich allein auf dem Dachboden in einer Krippe zu liegen und jeden Tag etwas mehr zu verkleben und zu verstauben".

„Gut", sagt eines der Krippenspielkinder, das gerade bei mir steht, „ich wasche die Puppe".
„Und was machen wir mit dem Mädchen?" fragt eine andere. „Das haben wir dann ja übrig."
„Das können wir doch auch noch in die Krippe legen", schlägt die Erste vor, und die Zweite sagt: „Genau, da kriegt Maria halt dieses Jahr Zwillinge"
„Jesses-Marie" sage ich, „Ja Gleichberechtigung in der Krippe, soweit sind wir schon, aber warum eigentlich nicht?"
In dem schönen Weihnachtslied: Es ist ein Ros entsprungen, ist ja auch nur von `nen Kind die Rede, und von einer Blume, und die Blume ist ja weiblich.
Es gab wohl mal Zeiten, und in manchen Ländern ist das heute noch so, da freut man sich über Mädchen weniger als über Jungs. Das ist jetzt anders. Bei euch, liebe Tauffamilien, sind diese Kinder eine besondere Freude. Ein Junge wurde euch schon geboren, und das Mädchen ist dann noch mal eine Steigerung. Dass wir Luisa und Marie da haben, das ist etwas Unvergessliches.
Manchmal frage ich später die Kinder: „Wann bist du getauft?" Die meisten wissen den Termin gar nicht mehr. Außer wer zur Kirchweih, zu Ostern oder zu Weihnachten getauft wurde. „Ich bin ein Kerbkind, ich bin ein Weihnachtskind", ist dann die Antwort.
Zu Weihnachten spielt es dann wirklich keine Rolle mehr ob Junge oder Mädchen. Ungefähr so sagt das jedenfalls der Predigttext für den 1. Weihnachtsfeiertag aus dem Galaterbrief des Apostel Paulus in Kapitel 3 und 4:
Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt die Königskleider angezogen. Hier ist nicht Jude oder Grieche, hier ist nicht Sklave oder Freier, hier ist nicht männlich oder weiblich, ihr seid eins in Christus Jesus. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, den Gesetzen der Welt unterworfen, damit er die Unfreien der Welt erlöste, damit wir Kinder seien. Ihr seid Kinder des Himmels. Ihr könnt mit dem Geist seines Sohnes in euren Herzen sprechen: Papa, lieber Vater, Vater unser. So bist du nun nicht mehr irgendjemandes Puppe, sondern Kind und Erbe Gottes.

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