Jubiläumskonfirmation 2014, Berufsethik - kloster-hachborn.de

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Jubiläumskonfirmation 2014

Lukas 10, 1- 21


Nachdem einige wieder gegangen waren ... setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte,
2 und sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.
3 Geht hin; siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
4 Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe, und grüßt niemanden unterwegs.
5 Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause!
6 Und wenn dort ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.
7 In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum andern gehen.
8 Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, dann esst, was euch vorgesetzt wird,
9 und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.
10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, so geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht:
11 Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
12 Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.
16 Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.
17 Die Zweiundsiebzig aber kamen zurück voll Freude und sprachen: Herr, auch die bösen Geister sind uns untertan in deinem Namen.
18 Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.
19 Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.
20 Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
21 Zu der Stunde freute sich Jesus im Heiligen Geist und jubelte: »Ich preise dich, Vater, du Herr über Himmel und Erde"  

Liebe Jubelkonfirmanden,
dazu sind wir also heute hier: zum Jubeln und Preisen. Sie sind zurückkehrt. Es sind nicht alle 72 die wir zur Jubelkonfirmation eingeladen hatten, aber so um die 50 sind heute hierher zurückgekehrt, um zu erzählen und zu berichten, was sie erlebt haben seit ihrer Aussendung damals.
Ich hoffe sie können das auch voller Freude tun und haben die gleiche Erfahrung gemacht wie in dem Evangelium des Lukas: Dass sich auch mancher schwierige Geist beherrschen ließ, wenn sie sich auf Jesus berufen haben.
Das muss nicht immer ganz explizit geschehen sein, so wie wir das zu Beginn des Gottesdienstes tun: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Manchmal war es vielleicht auch ein Stoßseufzer „Himmel, Herrgott, Jesses , Maria", oder auch einfach nur das schlichte Vertrauen, das in dem Namen Jesus steckt: Jesus, das heißt ja wörtlich: Gott hilft. Mit Gottes Hilfe also, mit Gottvertrauen ließ sich das Meiste meistern. Dafür sagen wir heute: Dem Himmel sei Dank.
Bei den 70 oder 72, die Jesus sendet, geht es Lukas nicht so sehr um die historischen Jünger Jesu. In der Vorlage, die er für sein Evangelium nutzt ist auch nur von den 12 Jüngern die Rede, aber als er sein Evangelium 30 - 40  Jahre später schreibt, sind es längst sehr viel mehr als 12 geworden. Mindestens 6 *12 = 72 und heute sind es Millionen, ja vielleicht Milliarden – seine Jünger, seine Schüler. Getauft, Eingesetzt oder konfirmiert, berufen, jeder mit seinem speziellen Beruf, um seinen Beitrag für das Reich Gottes zu leisten und die Welt am Ende etwas besser zu verlassen als er sie vorgefunden hat.
Für die älteren unter uns war das noch so:  als der Herr sie eingesetzt hat, konfirmiert hat, da fiel das zusammen mit dem Beginn des Berufes. Vor Ostern war die Schule zu Ende. Palmsonntag, die Konfirmation, das war gleichzeitig Schulabschlussfeier und Berufung, nach Ostern ging es in die Berufsausbildung. Viele sind genauso lange in die Lehre gegangen wie die ersten 12 Jünger bei Jesus. Ca. 3 Jahre. Sie finden diese Zusammenhänge in vielen Kirchen abgebildet in der Apostelreihe, auch hier bei uns, dahinten an der Empore. Jeder der zwölf mit einem anderen Beruf aber alle bezogen auf das gemeinsame Heil. Da gehört jeder dazu, mit seinen speziellen Gaben. Da kommt uns mit jedem das Reich Gottes etwas näher.
Dabei geht es nicht zuerst ums Geld verdienen. Einen großen Geldbeutel braucht ihr nicht mitzunehmen und keine Tasche, sagt Jesus. Aber ihr sollt den eurer Arbeit entsprechenden Lohn bekommen. Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.
Nicht immer machen sie die Erfahrung für gute Arbeit auch gerechten Lohn zu bekommen. Deswegen gibt ihnen Jesus auch schon eine kleine Anleitung und Parolen für eine Gewerkschaftsdemonstration mit.
Geht auf die Straße und sprecht: Selbst den Staub eurer Stadt schütteln wir von unseren Füßen – ihr Ausbeuter, in Sodom und Gomorha ist es besser als bei euch.
Ich hoffe, sie haben nicht immer solche kämpferischen Töne gebraucht, aber wenn man Arbeitsfrieden will, dann gehören sie manchmal auch dazu. Und auch das andere: Geht nicht von einem Haus zum anderen. Es geht um Verlässlichkeit, Arbeits- und Sozialpartnerschaften.
In der Aussendungsrede Jesu finden wir vieles, was unsere heutige Berufs- und Arbeitswelt auszeichnet, auszeichnen sollte.
Das ist christliches Wirtschaftsethos. Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, dann meint er nicht irgendwas Obskures in fernen Welten, er meint das, was uns ganz nahe geht, was sich ganz nahe bei uns ereignet. Es ist das, was unser Leben, Arbeiten und Wirtschaften als menschenfreundliche Ethik prägen will. Sie sollen bei großer Ernte auch die Früchte genießen können.
Eine konkrete Aufgabe dabei. Heilt die Kranken. Sie sollen alle bei guter Gesundheit und mit viel Lebensfreude hundert Jahre alt werden. So könnte des Reich Gottes sein, und ganz nebenbei hätten wir dann auch immer eine volle Kirche bei Jubiläumskonfirmationen.  
Die 72 Jünger, die Lukas beschreibt, sind deswegen vor allem Ärzte, dem folgend, was für viele damals schon das Wichtigste war: Hauptsache gesund. Dafür braucht man Ärzte und dann auch Apotheker. Und wenn die eigenen Beine einfach nicht mehr heil werden wollen, dann braucht man heute auch noch gute Pflegekräfte, die einem seine Beine leiht und mit dem Rollstuhl dahin schieben, wohin man möchte. In manchem Haus, wo da heute eine Polin ihre Dienste tut, merken wir es unmittelbar, wie mit ihr auch Friede eingekehrt ist und so viel Dankbarkeit. Sie hat ne Polin, das höre ich heute gleichbedeutend mit: sie kann zuhause bleiben in ihrer Wohnung bis zuletzt. Und an Tagen wie diesen, lässt sie sich vielleicht auch noch einmal hierher fahren ins Haus der Gemeinschaft.
Schon auf diesem kleinen Weg hierher merken wir dann, wie viele andere Berufe da noch am Heil beteiligt sind. Vom Fahrzeugbau und Tankstelle bis hin zum Optiker und Hörgeräteakustiker. Auch für inzwischen richtig gute Altenwohnanlagen braucht man Architekten und Manager und Sozialarbeiter und viele die mit Ideen und Geist dafür sorgen, das um menschenwürdiges Leben bis zuletzt geht.
Die Berufe sind vielfältiger geworden und weiter ausdifferenziert, aber- mit Martin Luther – jeder ordentliche Beruf ist eine Berufung im Namen Jesu Christi.  Er trägt zum Heil der Welt bei, und auch dazu dass wir im Schnitt älter werden als die Generationen vor uns, und das auch noch bei besserer Gesundheit. Gott sei Lob und Dank und Danke auch den silbernen Konfirmanden, die mitten im Berufsleben stehen und längst nicht nur über ihre Rentenbeiträge ohne Murren die Alten mit tragen.
Noch ein weiterer wichtiger Punkt gehört zur Berufsethik. Jesus sendet niemand alleine. „Er sandte sie je zwei und zwei."
Wir wissen heute, dass diese zwei und zwei damals häufig Ehepaare waren. Petrus etwa, erster Bischof von Rom, war verheiratet und hat seine Frau mit auf die Missionsreise genommen oder vielleicht war es andersherum, seine Frau war die treibende Kraft im Hintergrund. Ohne die wäre er nie Bischof geworden und schon gar nicht in Rom.
Wenn sie heute in Rom auf den Petersdom blicken, dann denken sie dran: Hinter einem erfolgreichen Mann steht meist eine Frau. Aber das wissen sie ja selber. Wobei das heute auch umgekehrt sein kann und die Frau zur Bundeskanzlerin wird, während der Mann …, auch dass mal zwei Brüder miteinander losgezogen sind oder zwei Schwestern, das hat es von Anfang an gegeben. Da gibt es eine große Freiheit. Aber „je zwei und zwei", das gehört zur Sendung dazu.
Die meisten von ihnen haben sich ein paar Jahre nach der Konfirmation aus Anlass der Paarbildung noch den entsprechenden Segen des Herrn in der Kirche geben lassen.
Herzlich willkommen also auch. liebe Partner der Jubiläumskonfirmanden. Worauf wir heute blicken, das ist in vielem ihr gemeinsames Werk. Miteinander haben sie so manchen bösen Geist vertrieben und den guten gefördert.
Das Reich Gottes ist zwar auch heute noch nicht in Vollmacht angebrochen. An vielen Stellen könnte die Welt schon noch etwas mehr an Erlösung gebrauchen. Aber ein bisschen daran mitwirken, dass es besser wird - das konnten sie schon. Heute dürfen sie sich wechselseitig erzählen, was sie Gutes für diese Welt getan haben. Allein mit guten Werken kommen sie war nicht in den Himmel, aber einen schönen Tag können sie mit den Erzählungen davon schon verbringen.
Dass es in der Welt auch immer noch mit dem Teufel zugeht, kann wohl auch Gesprächsstoff sein, doch Jesus ist ja noch unterwegs. Er sendet uns vor sich her, in die Städte und Orte wohin er gehen will, um am Ende der Zeit sein Reich in Vollmacht zu errichten. Mit jedem von uns ist jetzt schon ein Stück davon da. „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, lehnt mich ab". So identifiziert er sich mit uns.
So sind wir heute hier zur gemeinsamen Freude von Himmel und Erde. „Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind." Wir verlesen sie heute schon einmal auf Erden - eure Namen, und dann wissen sie, dass sie hier dazugehören. Wir bekräftigen den christlichen Bund noch einmal. Dann kommt die Fotografin. Die hält sie im Bilde fest. Sie können sich bei einem guten Essen stärken. Und dann, was kommt dann noch, morgen und übermorgen und im Rest des Lebens?
Für manchen der goldenen Konfirmanden ist das jetzt ein Übergang vom Berufsleben in den – nein ich sage jetzt nicht Ruhestand, weil ich es noch vom einem im Ohr hab: „Was heißt hier Ruhestand – als Rentner haste keine Zeit mehr." Es ist etwas Neues, was jetzt beginnt, begonnen hat. Für manche auch eine neue Berufung. Bei den Katholiken können sie jenseits der 65 noch Papst werden, bei uns im Lokalen vielleicht eher Vorsitzender vom Krankenpflegeverein. Und wenn sie noch nichts haben sollten, die Flüchtlingshilfe sucht Leute, die Deutsch sprechen und es jenen beibringen, die jetzt hier um Asyl bitten. Menschen, die sich noch ganz anders nach Frieden sehnen als wir das tun. Wenn ihr da in ein Haus kommt, dann sprecht zuerst. Friede sei mit diesem Haus. Diese Menschen wissen, was das bedeutet.
So wird aus Gold dann Diamant, mancher ist auch 5 Jahre später noch ganz eisern und der Rest ist Gnade.
Es bleibt zum Schluss noch ein ermutigendes Wort für euch die Silbernen:  Bleibt in dem, was christliche Berufung ist. „Siehe ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe" – sagt Jesus. Schaf unter Wölfen - das ist eine spannende Angelegenheit. Da könnte man manchmal auch weglaufen. Nicht gefressen zu werden und auch seine Seele nicht zu verlieren, das geht nur gut wenn das Schaf klüger ist als die Wölfe. „Seid klug wie die Schlangen und ehrlich wie die Tauben", ermutigt Jesus zu besonderer Intelligenz. Die wird nicht mit Schulnoten gemessen, aber mit praktischer Lebensklugheit, und der einzige wirklich aussagekräftige Intelligenztest ist wohl das Leben selbst. Da ist manchmal der einfache Arbeiter dem Professor überlegen. So oder so, es gehören unterschiedliche Formen der Bildung dazu, Schulung des Geistes, Förderung der Intelligenz. Wir sind eine Geistesbewegung. Gott ist Geist, sagt die Bibel. An Gott glauben heißt, an die Kraft des Geistes glauben.So wünsche ihnen allen heute vor allem dieses: guten Geist, viel Lebensfreude  und heute dürfen sie dazu jubeln und den Vater im Himmel preisen.  Amen

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