Bekenntnis der Hoffnung (2011) - kloster-hachborn.de

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Geist > Hochzeit

Predigt Hebräer 10, 23.24 (Trauung)     

"Laßt uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung …und laßt uns aufeinander achthaben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken."

Hebr. 10, 19 – 24:
Weil wir denn nun durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum. So lässt uns hinzutreten mit wahr­haftigem Herzen in vollkommenen Glauben, besprengt in un­sern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewa­schen am Leib mit reinem Wasser. Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat  Lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsere Versammlungen, wie es einige machen“.

Liebes Brautpaar,

das Wort, das ihr euch für eure Trauung aus dem Hebräerbrief ausgesucht habt ist eine gute Grundlage für gelingende Liebe in spannender Gemeinschaft.  Denn spannend ist es ja allemal wenn Mann und Frau sich reizen, anreizen wie bei Zündholz und Reibfläche. Wenn das richtig miteinander in Berührung kommt, dann gibt es Feuer, leuchtendes wärmendes Feuer. Das Feuer der Liebe, ein Segen für den, der achtsam damit umgeht. Unachtsame dagegen verbrennen sich die Finger, erzeugen hässliche Brandflecken auf dem Tisch oder fackeln gar das Haus ab. Deswegen achte man sorgfältig  darauf, wen man sich  in die heiligen Hallen  einläd.
Eurer Trauspruch aus dem Hebräerbrief entstammt einen Zusammenhang, da geht es um die Frage: wer darf eigentlich hinein in die heiligen Hallen, wer darf hinein ins Allerheiligste, und wer muss draußen bleiben?
Man hatte  damals für den Zugang zum Tempel alle möglichen Gesetze und Regeln aufgestellt, damit das Heilige nicht entweiht  wird. Es gab den Vorhof der Heiden, dann kamen die Frauen der eigenen Religion, dann die Männer und am Ende an oberster Stelle als Hüter des Heiligen der Hohepriester. Nur der durfte einmal im Jahr  hinter den Vorhang blicken, auf das, was die Welt im Innersten zusammenhält: das Allerheiligste.
Zur Zeit des Hebräerbriefes lag der so konzipierte Tempel allerdings schon in Trümmern -  abgebrannt, untergegangen. Der alte Weg, der Weg bei  dem die einen vor den Altar treten dürfen und die anderen nicht – es war ein Irrweg. Aber der Schreiber dieses Traktats benutzt den alten Tempel als Bild für den neuen Weg, den Weg Jesu Christi.
Er verkündet die christliche Botschaft: Das Allerheiligste ist die Liebe. Wer Liebe im Herzen hat, so wie sie sich in Jesus offenbart, der kann  hereinkommen ins Heiligtum. Dem ist Gottes Gebot schon ins Herz geschrieben. Er hat  einen Sinn für das Schöne und Heilige, er weiß aber auch wie zerbrechlich das alles ist. Er wird mit Lust und zugleich achtsam damit umgehen,  wie mit offenem Feuer. „Liebe – und  dann tu was willst.“, es ist schon in Ordnung  - so hat Augustinus später das Grundprinzip christlicher Ethik formuliert.
Aufeinander achthaben, sich die Achtung des anderen erwerben, damit beginnt die Geschichte einer Liebe. Ein erstes gutes Werk ist, sich schön zu machen für den anderen, reizvoll sein, die Reize zeigen. Der Andere soll einen sehen, staunen und Lust bekommen. Seine Augen sollen zu der gehen, die ihn erwählt hat.
Bei der Hochzeit heute wird das noch einmal nachgespielt: Das wunderschöne Brautkleid, die Blumen, die Frisur und die Schminke. Aber auch der Anzug und „gewaschen am Leib mit reinem Wasser“.  Heute sollen es alle sehen, was der Bräutigam längst an ihr entdeckt hat: Diese Schönheit!  Und alle dürfen mit staunen und sich freuen. Dieser  Mann! Sein Charme, seine Weisheit und Klugheit. Es gibt  so viel zu  entdecken. Ja, da ist es zunächst ganz selbstverständlich, dass einer auf den anderen achtet.
Nun sind wir hier allerdings nicht nur Heilige, es sind auch eine Menge Sünder unter uns. Und die meisten hier sind wohl eine Mischung aus beiden: Sünder und Heilige. Genaugenommen sind gute Heilige auch nichts anderes als Sünder, die darum wissen, was für Trottel sie manchmal sind und die deshalb auch mal „Entschuldigung“ sagen können; Etwa wenn der Mann oder die Frau mal wieder nur auf sich selbst geachtet haben, oder auf gar nichts und nicht mehr darauf,  was sie dem anderen antun.
„Lasst  uns aufeinander achthaben“, ermahnt der Hebräerbrief deshalb die christliche Versammlung. Gerade wenn man auf neuen Wegen unterwegs  ist,  oder ein neues Haus baut besteht Diskussionsbedarf. „Ja, Gott hat alle Menschen lieb“,  das lässt leicht singen und sagen, aber was heißt das konkret. Wie leben wir unsere Liebe?
In der christlichen Gemeinde hat man  damals heftig und leidenschaftlich miteinander gestritten, diskutiert, Konflikte ausgetragen. Das ist auch nicht schlimm, das gehört zum Anreizen. Aber manchmal  entstehen Situationen, da ist jeder nur noch bei sich und in seinen Argumenten gefangen, seinen Befindlichkeiten, Verletzungen und Kränkungen.  Er hört aber nicht mehr, was der andere sagt. Er sieht nicht mehr, was er dem anderen antut. Am Ende springen dann gar noch welche auf und verlassen mit Wut die Versammlung.
Hiergeblieben!, sagt  der Hebräerbrief: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung  und nicht wanken“. Ihr habt  "Ja" zueiander gesagt! Ihr habt Ja gesagt zu dem Weg, der auf Glauben, Liebe und Hoffnung  gebaut ist.
Hiergeblieben! Der liebe Gott ist auch nicht davon gelaufen, als sie ihn kreuzigen wollten. Der hat sich auch nicht aufgemacht in einen Himmel, wo alles in Harmonie aufgeht.  Der hat geblutet, der hat gelitten, der hat sich gar abschlachten lassen wie ein Opferlamm. Der hat die Hölle durchgemacht, aber er ist uns Menschen treu geblieben. Er hat sein Ja–Wort nicht zurückgenommen. So folgt  im apostolischen Credo auf „niedergefahren zur Hölle“ ein „auferstanden von den Toten und aufgefahren in den Himmel“. Der Lohn der Treue auch in harten Kämpfen ist der Himmel.
Ein altes kampferprobtes Ehepaar erzählt mir zur goldenen Hochzeit mit einem  Augenzwingern: „Nein, an Scheidung haben wir nie gedacht - nur an Mord.“  Es ist aber bei dem Gedanken an den finalen Streit geblieben - auch schon deshalb, weil man schließlich noch für andere verantwortlich ist, die zu der Liebe zweier Menschen dazu gehören.
Ihr kommt aus der Liebe eurer Eltern. Mutter  und Vater haben euch hier herein begleitet. Es ist ihnen eine besondere Ehre, dass ihr sie in eurer Freiheit  dazu eingeladen habt. Aus eurer Liebe ist ein Kind gewachsen. Ein Kind - das ist heute kein Zwang mehr zur Heirat. Ihr ward so frei zu warten bis auf diesem Tag heute, wo ihr ganz - aus innerem Herzen-  ein öffentliches  Ja-Wort  sagen könnt.
Es ist nicht böses Gewissen, das euch hier her treibt und auch nicht  gesellschaftliche Konvention.  Die kirchliche Trauung ist längst zur freien Wahl geworden. Niemand muss das  mehr machen. Man kann auch einfach so zusammenleben. Das ist keine Entwertung der Trauung, im Gegenteil: Frei von manchen weltlichen Zwängen kann das heute ein Stück wahre Kirche sein. Ein Raum zur Feier der Liebe. Es zählt nichts anderes als die Liebe allein, der Glaube allein. Das Leben ist ein einziges Geschenk und es ist alles gratis.
Das Haus Gottes hier –für die Braut ist es auch ein Haus mit schönen Kindheitserinnerungen an die Geschichten von lieben Gott. Ihr seid hier „besprengt in euren Herzen“.  Dabei dürft ihr getrost an die Wassertropfen denken, die euch damals unter dem Baum Schutz suchen ließen. Wir singen es ja noch mal: „Sanft fallen Tropfen, sonnendurchleuchtet. so lag auf erstem Gras erster Tau. Dank für die Spuren Gottes im Garten, grünende Frische, vollkommnes Blau.“
Die alte Geschichte aus dem Garten Eden, aus der Kindheit, klingt an in dem Lied. Sie verweist darauf, dass - nach mancherlei Zwischenspiel - der himmlische Garten auf euch wartet  „mit hoher Lust und hellem Schein.“
Was damals nur eine Ahnung war, was in intimen Augenblicken nur euch beiden gehörte - heute geschieht es hier vor aller Welt: Das Ja -Wort, der öffentliche Kuss. Wir hoffen es jedenfalls. „Willst du ... ?“  werde ich jeden von euch beiden fragen. Euer Wille hier und jetzt ist gefragt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als eben dies: dass ihr das hier und jetzt wollt - euch die Treue halten, bis der Tod euch scheidet. Keiner von uns weiß, was das Leben alles bringt, welches Schicksal ihr haben werdet, mit welchen Mächten ihr es zu tun bekommt. Auch die Liebe selbst wird mit den Jahren anders, wandelt sich, wird reifer und größer. Sie ist  nicht immer nur romantisch schön. Aber wohin immer es euch verschlägt, es wird auch ein Stück vom Himmel da sein. Die ganz reale  Liebe Gottes wird da sein. Das Morgenlicht vom Anfang der Schöpfung leuchtet, die Kerze der Hoffnung brennt. Gott bleibt euch treu.

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