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Apostelgeschichte 2, 37 - 43 Beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.



Pfingsten 2011 – Taufe, Fest der KiTa, Richtfest für das erweitere Gemeindehaus.

Willkommen zum Pfingstfest. Wir feiern es hier in der Kirche und um die Kirche herum, Predigt und Verkündigung gibt es gleich doppelt. Wir beginnen gemeinsam hier in der Kirche, so wie es die Apostelgeschichte berichtet:
„Als der Pfingsttag gekommen war, waren die Jünger Jesu alle an einem Ort beieinander, und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus in dem sie saßen.“
Für das Brausen wie von einem gewaltigen Wind werden dabei gewiss die hier anwesenden Kinder sorgen. Die sind für uns heute ein Stück vom Himmel.
Außerdem gehören zur Pfingstgeschichte auch Taufen, dreitausend an der Zahl. Soviele Taufen gibt es an diesem Tag heute auch - allerdings nicht alle in Wachenbuchen. Aber drei davon haben wir heute hier und der Rest geschieht irgendwo in der weiten Welt.
Weil die Taufe so etwas ähnliches ist wie die Krönung eines Königs, schauen wir dabei Groß und Klein erst mal zu und wer will, der mache auch mit. Im 2. Teil gibt es hier in der Kirche ein klassische Pfingstpredigt mit Abendmahl und draußen erzählen wir die Geschichte der Begeisterung mit Feuer und Flamme für die Kinder.

Mit der Taufe wirst du Christ. Das ist Griechisch, heißt auf Deutsch wörtlich „Gesalbter“. und bedeutet soviel wie König.
Wie man mit Öl und Salbe einen einfachen Menschen zum König macht– erfunden hat das übrigens der Sam. In 1. Teil der Bibel hieß der noch Samuel, aber wir können heute auch einfach mal Sam zu ihm sagen. Das ist kürzer und außerdem haben wir heute Sam ja unter uns. Der wird mit der Taufe auch noch Christ, König. Herzlich willkommen Sam Weiß (hier haben wir schon mal einen Königsstuhl für Dich, zum Setzen oder auch zum Draufstellen, damit Du selber zum Taufbecken hinaufsteigen kannst).
Der Sam damals hat allerdings nur ganze zwei Leute in seinem Leben zum König gesalbt. Heute dagegen kann jeder König werden oder auch Königin, und das ist die Geschichte von Maria und ihrem Kind. Wir können sie auch einfach Mia nennen, das ist kürzer und wir haben sie heute auch hier, die Schwester von Sam. Herzlich willkommen Mia Weiß.
Das Geheimnis der Taufe - also, dass sich jemand richtig wie ein König fühlt oder eine Königin - ist nämlich das: Da sag dir jemand: „Du bist mein geliebtes Kind, und ich hab dich ganz, ganz schön gern“. Na und wenn, dich dabei dann noch jemand drückt, und hochhebt und berührt, so wie du es magst – dann ist das ein Stück vom Himmel, eine weiße Taube, (die haben wir zu Pfingsten auf dem Gemeindebrief und da im Fenster ist sie auch), da kommt der Himmel zur Erde, du strahlst, als hättest du die Sonne in dir und mit ein bisschen Kreativität oder Schöpfergeist wird einfaches Wasser zu Königswasser.
Das ist die Taufe und der Spruch für Sam: „Du bist mein liebes Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“.

„Ich, eine himmlische Königin?“ Ich bin doch so klein und niedrig und manchmal habe ich Angst und Herzklopfen dazu, sagt nun vielleicht Mia. Dann antwortet dir jemand: „Genau du bist meine Himmelskönigin. Dein Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“

Nach der Taufe von Mia und Sam (Kindergartenalter)

Liebe Mia, lieber Sam,
eigentlich gehörtet ihr ja schon die ganze Zeit dazu, zu den Kindern unseres Kindergartens, zur Kirchengemeinde.
Aber nun ist es auch öffentlich und die ganze Welt darf es wissen: Ihr seid Christen.
Wir gehören jetzt zusammen zu der großen Familie der Kirche.
Der Gott, der die Welt erschaffen hat, halte seine Hand über euch, behüte und beschütze euch auf allen euren Wegen.
Amen.

Taufe von Maximilian (Säuglingstaufe)

Predigttext zu Pfingsten Apostelgeschichte 2

37 Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?
38 Petrus sprach zu ihnen: Denkt größer und weiter und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Überbrückung von dem, was auch trennt, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
39 Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
40 Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!
41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.
42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
43 Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.

Liebe Pfingstgemeinde,
„Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz“ - was hatten die eigentlich gehört.?
Eine sehr lebendige Pfingstpredigt zunächst . Man könnte sie zusammenfassen mit dem Taufspruch, den ihr euch für Maximillian ausgesucht habt: 5 . Mose 4, 31 „Der HERR, dein Gott ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben, wird auch den Bund nicht vergessen, den er deinen Vorfahren geschworen hat.“
Das hört nun jeder in seiner Muttersprache, in seinem kulturellen Kontext. Gott hält sich an seinen Bund mit deinen Vorfahren. Wenn das jeder in seiner Herkunftssprache hört, dann merkt man schon: die Zukunft ist ein Bund mit allen Menschen. Wir sind alle aus dem gleichen Wasser gemacht. Und damit wird getauft.

So schnell und soviel wie damals wird heute allerdings selten getauft. Dreitausend an einem Tag. Keine lange Vorbereitungszeit. Nur diese kurze Predigt. Die aber geht zu Herzen und sie hat Folgen. Auf „der Apostel Lehre“, die Dogmatik, folgt die Ethik. „Was sollen wir tun?“
Klare Antwort:  Überdenken, „Global denken und lokal handeln.“ Die Taufe, der erste verbindlichen Schritt in eine neue Gemeinschaft, sie ist beides: Lokal und global. Hier zählt nicht mehr das Geschlecht, nicht Mann oder Frau, nicht die Herkunft, die Nation, hier bist du nicht mehr „Gastarbeiter oder Fremdling sondern Mitbürger und Gottes Hausgenosse“ dort, wo du gerade bist.
Wer Jude ist kann Jude bleiben, wer Grieche ist kann Grieche bleiben, wer Römer ist kann Römer bleiben. Niemand muss seine Kindheit verleugnen, die guten Traditionen seiner Vorfahren, in denen er groß geworden ist und die er schätzen gelernt hat. Er darf darin bleiben, aber es kommt noch etwas Neues dazu: eine größere, weitere Gemeinschaft. Die nimmt die verschiedenen Sprachen und Kulturen in sich auf.
Heute heißt das: wer Katholik ist kann Katholik bleiben, wer Muslim ist kann Muslim bleiben, wer säkularer Humanist ist kann das bleiben. Gerade so mit seiner kulturellen Prägung gehört er dazu - zu der neuen Gemeinschaft.
Ein Beispiel: Wir haben heute hier unter uns viele gut integrierte Katholiken. Einige davon machen auch sehr aktiv in unserer Gemeindearbeit mit. Aber die würden nie aus der katholischen Kirche austreten, bloß um evangelisch zu werden. Da würde sich die gutkatholische Großmutter sonst im Grab herumdrehen. Doch gerade so, mit dieser kulturellen Prägung durch die Vorfahren gehören sie zu der neuen Gemeinschaft dazu. An Pfingsten feiern wir ihren Geburtstag.
Im Blick auf diese neue Kirche erweitern wir das Gemeindehaus zum Kulturzentrum, Familien- und Mehrgenerationenhaus.
Wie verwegen ein solcher Neubau allerdings auch sein kann, ahnt, wer mal einen Blick in die Kirche wirft – in die real existierende Landeskirche: Blick in die Kirche, S. 16. Bericht von der Landessynode:
„Prälatin Natt sprach angesichts des Mitgliederverlustes von erschreckenden Zahlen. Leider habe man die rückläufige Zahl der Taufen trotz vieler Anstrengungen nicht stoppen können.“

„Viele Anstrengungen“ – da wird aus der Frage „was sollen wir tun?“ ganz schnell die Frage: „Was sollen wir denn noch tun?“ Man hört die Ratlosigkeit heraus.
Die pfingstliche Antwort, dürfte aber wohl auch heute noch richtig sein: meta-noia, Über-denken, auf die Metaebene gehen, nicht in Kleinmut versinken, auch nicht in Aktionismus, sondern größer und weiter denken und dazu die Perspektive auch mal umkehren. Es ergeben sich dann überraschende Aussichten und ein geradezu paradoxer erster Schritt.
Lasst euch taufen! Die Antwort auf die ethische Grundfrage „Was sollen wir tun?“, sie ist deshalb paradox, weil du für die Taufe gar nichts tun sollst. Du sollst einen anderen etwas für dich tun lassen. Du brauchst keine Gebote auswendig zu lernen, musst in keinen Tempel gehen oder sonstige fromme Leistungen erbringen. Es ist wie Geburtstag: lass dich einfach mal von Engeln beschenken und dann kommt von selbst Lebensfreude auf.
Die Taufe ist ein Stück vom Himmel. Da schenkt dir jemand seine Liebe. Da ist überhaupt kein Zwang dahinter, aber ganz viel Vertrauen und Lust aneinander, einfach weil es schön ist, sich wechselseitig zu beschenken und sich zueinander zu bekennen.
Von den Folgen der Taufe wird dann erzählt, als sei es das Selbstverständlichste der Welt - und das ist es ja auch.
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“

Heute frage ich manchmal Menschen. Was hindert’s, dich taufen zu lassen, was hindert’s, Deine Kinder taufen zu lassen.
Zwei Hinderungsgründe werden häufiger genannt:
Der 1: Ich glaube nicht an Gott. – das ist allerdings auch gar nicht nötig. Petrus und die Apostel kommen zu Pfingsten aus einer Situation, da ist Gott für sie gerade mal gestorben. Die haben so schlimme Dinge erlebt, da ist ihr Glaube an eine höhere Gerechtigkeit gekreuzigt. Man spürt es den neutestamentlichen Texten heute noch an, wie sie die Religion verantwortlich machen, für das Verbrechen, das sie erlebt haben – die Religion, das war damals die jüdische. Es hätte aber auch jede andere sein können.
Dennoch glauben zu können, dennoch wieder vertrauen zu können, das ist da schon ein unverhofftes himmlisches Geschenk. Es kommt aus metanoia, dem Überdenken, dem größeren, weiteren Denken.
Die Jünger entdecken dabei auch ihr eigenes Versagen, Kirchenversagen, und sie erleben das Wunder: Da glaubt jemand dennoch an mich, da traut mir jemand dennoch etwas zu, wo ich mir doch selbst schon gar nichts mehr zutraue.

Nein, der Glaube an Gott ist keine Vorbedingung für die Taufe, er ereignet sich aber als eine Folge davon.

Der 2. Hinderungsgrund: Die Kirchensteuer. Mit der Taufe entstehe die Pflicht zur Kirchensteuer. Die Taufe kostet in weltlicher Logik dann richtig viel Geld, jedenfalls, wenn man mal erfolgreich im Berufsleben steht.
Doch das stimmt nicht:
Es ist zwar richtig: Nach der Apostelgeschichte beteiligen sich die Getauften in aller Selbstverständlichkeit auch mit ihren materiellen Güter an den Gemeinschaftsaufgaben. Das ist aber nicht die Vorbedingung für Kirchenmitgliedschaft. Es geschieht nicht aus Zwang, sondern aus innerer Freiheit und der Verantwortung für das Größere.
Es sollte für eine evangelische Kirchengemeinde deshalb auch klar sein: Wer – aus welchen Gründen auch immer – durch einen Austritt aus der Landeskirche als Körperschaft des öffentlichen Rechtes sich nicht mehr mit dem Mitgliedsbeitrag Kirchensteuer beteiligt, wird deswegen aus der Kirchengemeinschaft nicht ausgeschlossen. Vielleicht kann er nicht mehr jede Leistung in Anspruch nehmen, aber er gehört dazu. Heute, hier und jetzt gilt: wer in der Kirche ist, ist in der Kirche und kann dazu kommen zur Gemeinschaft und zum Brotbrechen, und zum Gebet. Herzlich willkommen.
Wir vertrauen darauf, dass ein fröhlicher Christ sich dann auch selber die Frage stellt: Wie beteilige ich mich eigentlich an den Gemeinschaftsaufgaben?

Wegen der Gemeinschaft bauen wir schließlich gerade an dem neuen „Tempel“, dem erweiterten Gemeindehaus. Diese Kirche hier wird auch in Zukunft das Gebäude sein, wo Kinder getauft werden, aber nach der Taufe geht es dann ja weiter, mit guter Gemeinschaft in der Kita,
Es werden hier auch weiterhin Jugendliche konfirmiert, aber sie können sich danach auch noch treffen im Jugendzentrum. Liebespaare können hier getraut werden, aber sie brauchen auch Räume für die Feier danach. Wir geleiten Menschen hier zur letzten Ruhe, aber es kommt auch noch der Tröster, der Beerdigungskaffee.

„Und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen.“ So endet der Bericht der Apostelgeschichte. Manche blicken in diesen Tagen sorgenvoll und ängstlich auf weniger Pfarrstellen, verfallende Kirchen und leerstehende Gemeindehäuser.
Vielleicht liegt es auch daran, dass sich in unseren Kirchen manches verkehrt hat. Wir sollten das offen benennen und auf Vergebung hoffen.
Wir erleben aber auch das andere, das Pfingstwunder. Das Wunder einer neuen Kirche aus vielen Kulturen. Wer etwas davon sehen will, kann ja einfach mal ins Buchennest kommen, mit Kindern verschiedenster Herkunft. Und jetzt sind die Räume zu klein geworden und wir bitten um Heiligen Geist für den größeren Bau.

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