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Kloster Hachborn

kurzer geschichtlicher Abriss

Chorherren und Chorfrauen  
Die Gründung des Klosters Hachborn erfolgte 1186 durch eine Schenkung der Herren von Merenberg, die zu dieser Zeit auf dem Gleiberg residierten. Die Brüder Giso und Hartrad stifteten dem mittelalterlichen Reformorden der
Merenberger Bau auf der Burg Gleiberg

Prämonstratenser Eigentum im Dorf Hachborn unter der Bedingung, dass der Ort zum Kult gemäß den Vorschriften des Ordens eingerichtet werde.
 
Hachborn war dabei wohl zunächst ein Doppelstift, in dem Chorherren und Chorfrauen gemeinsam nach der Augustinerregel lebten.  Mit „Bibel und Spaten“ leisteten sie ihren Dienst zur Kultivierung des Landes.
 
Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts wird das Kloster durch eine Meisterin geleitet. Vermutlich war es damit auch zum reinen Frauenstift geworden. Zu diesem Zeitpunkt ist das Kloster auch von einem schweren Brand betroffen.
 
Der Besitzschwerpunkt des Hachborner Stifts lag südlich von Marburg. Zum Besitz des Klosters gehörten neben reinem Grundbesitz auch Mühlen, Fischteiche und Gewässer, städtische Immobilien und Höfe bzw. sogenannte Hofstellen, die das Kloster und seine Bewohner mit ihren Erträgen versorgten. Die wichtigste Mühle des Stifts, die Sandmühle, befand sich in Hachborn selbst. Das Kloster hatte weiterhin auch das Patronat über die Kirche in Ebsdorf.
 
Mit der Ausbreitung der Pest in Europa ab 1347 setzte auch ein Niedergang der Klöster ein. Die Mitgliederzahl nahm ab. Das Kloster Hachborn geriet bei stark sinkenden Getreidepreisen zudem mehrfach in wirtschaftliche Not. Von einst über 20 Chorfrauen blieben im 16. Jahrhundert noch 7 übrig.
 
1527 wird das Kloster Hachborn im Zuge der Reformation vom hessischen Landgrafen aufgelöst und Gebäude und Besitz verstaatlicht. Die letzte Meisterin Barbara von Lüder (Luther) hatte noch ein paar Jahre zuvor mit ihrem eigenen Vermögen die verpfändeten Güter des Klosters wiedereingelöst. Jetzt wird sie mit ca. 500 Liter Frucht abgefunden und muss das Kloster verlassen.
 
Über das weitere Schicksal der letzten 7 Stiftsfrauen ist nichts bekannt. Haben einige von ihnen nach dem Vorbild der Katharina von Bora einen Pfarrer geheiratet und so etwas vom Geist des Chorfrauenstifts mit ins evangelische Pfarrhaus genommen?
 
Ein versunkenes Schloss
 
Die Gebäude des Klosters wurden zunächst verpfändet und dann Mitte des 16. Jahrhunderts Daniel und Hans Scheuernschloss zum Lehen gegeben. Ein neuer Wohnhausbau im Renaissancestil schloss die zunächst dreiflügelige Klosteranlage zur Kirche hin ab.
 
Mit dem Tod von Hans Scheuerschloss 1593 fiel die Anlage als erledigtes Lehen an den Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg zurück. Dieser vermachte es 1602 an seinen Hofmeister Philipp Ludwig von Baumbach. Damit begann - wie der archäologische Befund vermuten lässt - der Abriss der alten Klostergebäude bis auf die Fundamente und der Neubau eines repräsentativen Schlosses für die aufblühende Landgrafschaft Hessen-Marburg. Landgraf Ludwig IV. ließ seinem obersten Hofbeamten dabei weitgehend freie Hand, auch was das Verhältnis zu der jungen Landgräfin Maria von Mansfeld anging. Doch es wurde dem Landgrafen kein Sohn geboren, der die Nachfolge hätte antreten können. So wurde die Landgrafschaft aufgeteilt auf Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt. Der Schlossbau in Hachborn wurde eingestellt. Philipp von Baumbach wurde wegen Zauberei und Ehebruchs angeklagt und inhaftiert. Der Preis für seine Freilassung war die Aufgabe des Schlosses in Hachborn. Kurzzeitig wurde das Schloss noch für Repräsentatioszwecke eingerichtet. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage beschädigt. Wechselnde Pächter nutzten die Gebäude als Gutshof. Die Einkünfte aus dem landwirtschaftlichen Gut reichten jedoch kaum zur Unterhaltung. So wurde das Anwesen 1789 an 34 Hachborner Genossen zum Abbruch verkauft und das Grundstück aufgeteilt. Das Material wurde beim Bau einiger Häuser in Hachborn wiederverwendet. Erhalten blieb lediglich ein Teil der alten Klostermauer, Reste vom Nordbau und ein Teil vom Gewölbekeller des Schlosses. Das Schloss geriet in Vergessenheit. Selbst der noch erhaltene Teil des massiven Gewölbes hieß nun Klosterkeller.

 
Kirche, Gastwirtschaft und Bürgerhaus
 
Bis heute als Gotteshaus genutzt wird die Kirche des Stifts. Sie wurde einst Johannes dem Täufer geweiht. Mittlerweile hat sie einige Umbauten, Restaurierungen und Erweiterungen erlebt.
 
Nach dem Abriss der Schlossanlage erwarb 1821 der Spielmann Johann Adam Lemmer das Klostergrundstück an der Nordwestseite mit dem alten Gewölbekeller.
Das Gelände, auf dem die ehemals klösterlichen, dann herrschaftlichen und nach der Aufteilung des Vorwerks 1789 abgebrochenen Bauten gestanden hatten, wurde an Johann Adam Lemmer aus Sichertshausen verkauft. Dieser errichtete auf der zum Dorf hin gelegenen Ecke des Grundstücks ein Anwesen, das nach ihm und seiner Tätigkeit als Kirmesmusikant dann Spillams (aus "Spiel-Adam") genannt wurde. Der hintere Teil des Gewölbekellers wird verschüttet. Der vordere Teil dient als Lagerraum für die Land– und Gastwirtschaft. Ab 1870 wurden auch die weiteren Klostergärten mit Wohnhäusern und Stallungen bebaut.
 
Adam Lemmers Sohn Conrad d. Ä., baut Scheune und Stallungen weiter aus und betreibt die Gastwirtschaft „Zum Klosterhof“. Diese wird 1938 durch einen Neubau ersetzt. Eine Sommerhütte über dem Gewölbekeller wird als Gartenwirtschaft genutzt.7
 
Nach Aufgabe der Landwirtschaft 1990 und 1995 auch der Gastwirtschaft erfolgt die Umwandlung der Scheunen, Stallungen und Getreidespeicher zu Wohnungen. Auf dem Klostergelände werden werden weitere Wohnhäuser gebaut.

Heute stehen auf dem Gelände des alten Klosters neben der Kirche noch das Bürgerzentrum von Hachborn und das evangelische Gemeindehaus mit Kindergarten. Der Gewölbekeller bekommt eine neue Nutzung als Gemeinschaftsraum.
Alljährlich findet auf dem Gelände des Klosters am 3. Advent der Kunst- Kultur– und Weihnachtsmarkt statt mit vielen Austellern und zahlreichen Besuchern aus der Region.  Der obere Klosterteich (Wäschborn) ist im Sommer Treffpunkt für das Wutzdog Festival. So ist das alte Klostergelände bis heute ein Ort der besonderen Gemeinschaft für das Dorf Hachborn und die Umgegend.  
ebenfalls dazu:
Stiftskirche St. Johannes
 
Bis heute als Gotteshaus genutzt wird die Kirche des Stifts, die Johannes dem Täufer  geweiht ist. Auf dem Bild von 1969 sind auch noch die Grabmäler des alten Friedhofs zu sehen
 

Wappen der Prämonstratenser
 
Die Prämonstratenser sind kein Mönchsorden, sondern ein Orden von Chorherren und Chorfrauen, die nach der Ordensregel Augustins leben. Der Orden wurde 1120 im Tal von  Prémontré in Frankreich gegründet. Anfangs bestanden Doppelklöster für Männer und Frauen. Schwerpunkte der Tätigkeit waren Seelsorge und Diakonie für die sie umgebende Welt.


Grundkarte des Schlosses
 
Auf der Grundkarte aus dem Jahr 1698 ist die zum Schloss umgebauten Anlage zu sehen. Im Osten steht die - noch nicht verlängerte - Kirche, im Norden die Klostermauer, von der heute noch ein Stück an der Hachborner Straße erhalten ist. Ebenfalls sichtbar ist heute noch die Wand des Hauses an der Nordseite und der Keller an der Westseite der vierseitigen Anlage. Auf dem Klosterteich und dem Teichgarten steht heute das Bürgerzentrum, im Kohlgarten die Kindertagesstätte.


Klosterhof
 
Ab 1821 baut Adam Lemmer  an der Nordwest-Ecke des Klosterareals Wohnhaus, Stall und Gastwirtschaft zum Klosterhof. Das Gebäude wird 1938 von  Konrad Lemmer durch einen neuen Fachwerkbau ersetzt.
 
 
Feuerwerk  über dem Kloster
 
Die Gebäude sind weitgehend verschwunden aber der Geist ist noch da und realisiert sich von Zeit zu Zeit - wie hier beim Kunst- und Kulturmarkt zu Weihnachten.

Die neue Klostertür
 
„Dilige et quod vis fac“ - „Liebe und dann tu, was du willst“, das Grundprinzip christlicher Ethik nach Augustin könnte auch in Zukunft über dem Eingang zu dem Kloster stehen, das sich durch
Offenheit für die Welt auszeichnete.
 
 
 
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